Absender
Irene und Alexander Hoffmann
4520 IV II ST
Phila Po 19140
U.SA

Sao Paulo 21.4.1960


Lieber Schwager!
Da Du Dich persönlich an mich wenden tust und bittest um einige Auskünfte, muss ich Dir schon antworten. Es ist nicht meine Einbildung und Bedenken gegen Euch, weil ich persönlich mich noch nicht hören ließ, es sind meine Erfahrungen mit den ideologischen Voraussetzungen, was Euch nur schaden könnte, wenn ich von der Lunge schrieb. Ich, Alexander Hoffmann geb. 29.6.18 - Wolga Deutscher, habe als Kind schlechte Erfahrungen gemacht. Habe selbst 10 Jahren in Sibirien verbracht, dort wo meine Eltern verschollen blieben. Kam während des Krieges nach Deutschland. Nach meiner Türmung aus der kanadischen Kriegsgefangenschaft, die etwas aufregend war, schleift ich in Deutschland herum. Nach einigen vergebenen Versuchen, mich irgendwo zu stationieren, da ich keinen Kriegsentlassungsschein hatte, musste ich mir falsche Dokumenten besorgen (daher der Name Daatys damit ich in irgendeinem Ausländerlager aufgenommen werden konnte. In solch einem Lager lernte ich Irene können. Kurzum, wir heirateten und emigrierten nach Brasilien. Also kannst Du mich nur verstehen weil ich mich passiv verhalte. Natürlich freute ich mich, wenn wir alle beisammen währen - versuche es! Ich persöhnlich, wünsche nie wieder Europa zu sehen, wegen dieser blöden Politik und verfluchten Krieg. Wir leben nun seit 12 Jahren in Brasilien, wo portugiesisch gesprochen wird. Das hiesige Geld heißt Kruzeiros. 1 D-Mark = 45 Kruzeiros, oder 1 Dolar = 190 Kruzeiros. Wir wohnen in einer drei Millionen Stadt, die Sao Paulo heißt, in einem Villenviertel daß Santa Clara (Santa = heilige… in unser eigenem Haus. Besitze eigene Fahrgelegenheit - Jeep. Arbeite in einer amerikanischen Automobilfabrik als Abteilungsleiter.- 

Nun kennst Du einige Daten Deines Schwagers Leben. Ich hoffe Du hegst keine Entäuschungen. Vor Jahren suchte ich Maria und Tartschania - in Amerika, leider ohne Erfolg. Nun, da sie wieder verheiratet ist, bitten wir, wenn möglich um ihre Adresse). Irene kann die Zeiten mit Maria und ihren Kindern nicht vergessen, möchte gerne wissen wie Maria aus Auschwiz lebend erhalten blieb?

Damit möchte ich vorerst schließen.
Dein Dich liebender Schwager ?

Viele Grüße für Schwiegermutter, Sosja, Kindern und Enkel!
 
7. Februar 1993
Brief der Großmutter an das Standesamt in Berlin
Guten Tag!
Mein alter Wohnsitz (Heimatort) war vom 8.10.1933 bis Anfang 1939 in Siegenthal/Galizien. Seid unserer Vertreibung 1939 war ich mit meinen Eltern bis Mitte 1945 in Wreschen/Warthegau wohnhaft. Ab Mitte 1945 wohnen wir in Könnern/Saale. Sämtliche Papiere und Urkunden sind bei der Flucht verloren gegangen. Aber Zeugen, die bestätigen können, leben noch. Da wir jetzt im gemeinsamen Deutschland leben, benötige ich eine offizielle Bestätigung oder Urkunde, dass ich tatsächlich bis 1939 bzw. geboren bin. Können Sie mir bitte weiterhelfen.
Mit freundlichen Gruß
Dorothea L., geborene Hlynienskyi